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Geschichte des Internats

Von Tradition zur Moderne

Die Tradition der Internate blickt auf über drei Jahrhunderte Bildungsgeschichte zurück. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen „internus“: Im Inneren befindlich oder vertraulich. Ursprünglich spielte der elitäre Gedanke eine wichtige Rolle, heutzutage haben die Ansprüche an eine indidviduelle Förderung und Alternativen zum staatlichen Schulsystem an Bedeutung gewonnen.

Ursprünglich waren Internate an eine bestehende Institution wie einen Fürstenhof, einen Dom, ein Kloster oder eine Universität angeschlossen. Dies diente in der Regel dazu, die Schüler außerhalb des Familien- verbandes auf den priesterlichen Dienst oder den Dienst am Hof vorzubereiten. Häufig übernahmen die Absolventen Führungsaufgaben, so dass auch hier von einer jungen Elite zu sprechen ist.

Zurück zu den Anfängen im 19. Jahrhundert

Parallel zu den Entwicklungen Europas durchläuft auch die Geschichte der Internate verschiedene Stufen: Das Christentum bringt eine Vielzahl an geistlichen Internaten hervor. Mit der Renaissance und der Entstehung des modernen Staatswesens entstehen mehr weltliche Internate, aus denen die Führungsschicht für Militär und Verwaltung rekrutiert wird. Die Reformation geht einher mit einer Rückbesinnung auf christliche Werte. Aber schon die Gegenreformation verbindet schließlich geistliche und weltliche Bestrebungen. Viele Dom- und Klosterschulen werden zu Universitäten. Gezielt werden auch Erziehungsanstalten errichtet, die bestimmten Zielen folgen wie beispielsweise Fürstenschulen, Ritterakademien oder Priester- und Lehrerschulen. Um den hohen Bedarf an geeignetem Nachwuchs zu decken, werden die Internate schließlich auch weniger Privilegierten zugänglich.

Modernisierungen im 20. Jahrhundert

Die Aufklärung und die Entstehung der modernen Städte im 20. Jahrhundert treibt die Entwicklung der Internate voran. Die beständige Nachfrage an Bildung bringt neue Schülergruppen an die Internate, die auch aus weniger finanzkräftigen Schichten stammen können. Mit der Entstehung der Mädchenbildung kommt noch die Gruppe der Mädchen hinzu. Nachwievor wird Internatserziehung mit einer Elitebildung gleichgesetzt. Dies wundert kaum, entspringen doch viele der politischen, wissenschaftlichen und geistigen Führungspersonen  einem führenden Internat.

Wie alle gesellschaftlichen Prozesse erlebt auch das Internatswesen Hoch- und Krisenzeiten. Mal soll es in seiner Abgeschiedenheit als Ideenschmiede für soziale Veränderung sorgen, ein anderes Mal mit sachlichem Ansatz die Noten der Schulversager verbessern, ein nächstes Mal „höhere Töchter“ auf ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter vorbereiten und dann wieder für die Aufnahmeprüfung an Gymnasien schulen.

In der Gegenwart angekommen – das 21. Jahrhundert

Seit den 1960er Jahren kämpfen die Internate mit fortschreitendem Rückgang der Schülerzahlen, was auf den Ausbau des Schulsystems, auf geburtenschwache Jahrgänge und den Eindruck der religiösen Prägung der Internate zurückzuführen ist. Der lang tradierte Eindruck vom Internat als Eliteeinrichtung, sowie die Arbeit mit schwererziehbaren oder lerngestörten Kindern sorgt zudem für einen negativen Ruf. In den 1990er Jahren wird das Internat sogar als „Auslaufmodell“ bezeichnet.

Momentan ist eine Entwicklungstendenz pro Internat zu bemerken, die auf die Situation des Bildungswesens im Allgemeinen zurückzuführen ist. Das Internat übernimmt Aufgaben, die eine Regelschule meistens nicht mehr erfüllen kann. Besonders auf dem Feld der Persönlichkeitsentwicklung und individuellen Förderung kann ein Internat mehr bewirken als klassische Schulformen. Zwei weitere Bereiche, die Internate übernehmen, ist die Begabtenförderung und die Förderung von Kindern mit Lernschwächen oder Lerndefiziten.

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